Türkei trickst massiv bei den Corona-Zahlen

Auf Druck der Opposition muss der Gesundheitsminister der Türkei zugeben, dass seit Ende Juli ausschließlich Corona-Patienten gezählt wurden. Absichtlich seien Infizierte ohne Symptome nicht erfasst worden, um die Zahlen zu schönen.

Offenbar sind die Corona-Zahlen in der Türkei viel höher als angegeben. Unter Druck der Opposition gab der Gesundheitsminister Fahrettin Koca zu, dass Infizierte ohne Symptome nicht in der Statistik auftauchen. Somit werden die Zahlen erheblich gedrückt.

Seit Tagen hatte die Türkei fallende Zahlen gemeldet, obwohl in vielen Ländern die Neuinfektionen stark steigen. Demnach waren es zuletzt knapp 1.400 Infizierte nachdem es vor einer Woche noch gut 1.800 waren. Allerdings liegt dies nicht daran, dass die Türkei im Kampf gegen das Virus erfolgreicher wäre als andere Länder. Seit Ende Juli werden in dem Land nur noch „Patienten“ in den Zahlen erfasst. Zur Begründung sagte Koca, dass nicht jeder Infizierte auch krank werde und die große Mehrheit keine Beschwerden habe.

Der Minister nannte auch keine Zahlen. Doch zeigt sich durch seine Aussage, dass die „große Mehrheit“ der Infizierten ohne Symptome sei, dass die Zahlen tatsächlich viel dramatischer sein müssen als bislang angegeben. Die Opposition geht davon aus, dass bewusst viele Infektionen ignoriert wurden.

An einem Tag nur 1500 statt 29.000 Infizierten gemeldet

Nach der Veröffentlichung der Zahlen vom 10. September wird dies auch deutlich. So wurden in der offiziellen Statistik lediglich rund 1.500 neue „Patienten“ genannt. Allerdings waren es nach den Ergebnissen der landesweiten Laboruntersuchungen mehr als 29.000 neue Infektionen gewesen, so der Abgeordnete Murat Emir von der CHP.

Der Gesundheitsminister räumte daraufhin den Trick mit den symptomfreien Patienten ein, doch geht Emir davon aus, dass noch viel mehr verschleiert wird. So ist er überzeugt davon, dass die Patienten, die nach einem positiven Test mit Husten, Fieber und Atembeschwerden zu Hause sind, ebenfalls nicht erfasst werden.

„Für den Tourismus geschönt”

Durch die Tricks von Koca werden vor allem die Bemühungen der türkischen Tourismusindustrie untergraben, Vertrauen bei den deutschen und anderen europäischen Urlaubern einzuwerben. Die Türkei hatte bei der Bundesregierung in Berlin mit einem großangelegten Hygienekonzept für Hotels und damit verbundenen niedrigen Infektionszahlen, besonders in Touristen-Hochburgen wie Antalya, durchgesetzt, dass besonders beliebte Feriengebiete nicht in die allgemeine Reisewarnung aufgenommen worden waren.

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Martin Beier