TV-Sendung rettet Patient aus Hessen das Leben

Der Patient in Marburg war bereits dem Tode nahe und keiner wusste warum. Dann zeigte eine Fernsehsendung auf, wie man ihm helfen konnte.

Ein Ärzteteam um einen Facharzt aus Marburg veröffentlichte im Fachblatt „The Lancet“ einen spektakulären medizinischen Extremfall, der dank der Fernsehserie „Dr. House“ gelöst wurde. Die Schlussfolgerungen des fiktiven TV-Arztes retteten nicht nur einem Patienten aus Marburg das Leben, sondern dürften weltweit zahlreichen Betroffenen Erleichterung verschaffen.

Vor ungefähr anderthalb Jahren suchte ein über 50-jähriger Patient aus Hessen wegen heftiger Symptome die Ärzte auf: Der Mann litt plötzlich unter Fieberschüben bis zu 40 Grad, dann folgten Sehstörungen und Hörverlust, später fanden die Ärzte Wasser in der Lunge und schließlich eine Herzschwäche. Wo all die Beschwerden herkamen, wusste niemand.

Was mit den Fieberschüben anfing, entwickelte sich zu einer Tortur. Ein halbes Jahr lang, häufte sich ein Symptom zum anderen. Die Ärzte machten zahlreiche Untersuchungen, behandelten die Symptome, stellten Vermutungen an und widerlegten sie, auch Kortison und Antibiotika verschafften nur kurzzeitige Linderungen. Als der Patient mittleren Alters nur noch 20 Prozent seiner Herzleistung hatte, eröffnete ihm die Ärzte, dass eine Herztransplantation unumgänglich wäre. Schließlich wurde der rätselhafte Patient zur Uniklinik Marburg überwiesen und dort auf die Intensivstation gebracht. Zu dem Zeitpunkt hatte der ehemals sportliche Mann schon halbwegs mit dem Leben abgeschlossen und plante mit Angehörigen bereits die Zeit nach seinem Ableben.

Doch in der Uniklinik Marburg übernahm ein Kardiologe den Fall, der sich darauf spezialisiert hat, seltene und unerkannte Erkrankungen zu untersuchen und diese zu lehren, fast wie in der Fernsehsendung „Dr. House“. In genau dieser Sendung tauchte auch ein Fall auf, indem eine Patientin ganz ähnliche Symptome zeigte, wie der Patient aus Hessen. Dr. House in der gleichnamigen TV-Serie fand heraus, dass ihre künstliche Hüfte die Beschwerden verursachte.

Der Marburger Kardiologe wagte einen Versuch und untersuchte das Blut seines leidenden Patienten auf toxische Metalle. Das Ergebnis: Der Patient litt unter einer akuten Chrom- und Kobaltvergiftung – auch er hatte eine künstliche Hüfte. Es stellte sich heraus, dass Mikrosplitter eines ehemaligen Bruchs die Metalllegierung seiner künstlichen Hüfte ankratzten und dabei Chrom- und Kobalt in die Blutbahn gerieten. Der Patient wurde operiert, allerdings an der Hüfte statt am Herz.

Die Metallvergiftung ist bis heute nicht ausgeheilt, aber die Metallwerte gingen wieder zurück und die Symptome konnten zumindest gelindert werden. Durch die Veröffentlichung des Falls können andere Patienten möglicherweise vor einem ähnlich dramatischen Schicksal bewahrt werden.

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Sara Breitner