Ukrainischer Hafenstadt droht humanitäre Katastrophe

Es wird für die Bewohner der Stadt Mariupol in der Ukraine immer schwerer, das Leben auch nur ansatzweise aufrechtzuerhalten, denn es fehlt inzwischen an allem. Besonders knapp sind Gas, Wasser und Strom. Als erster Erfolg ist zu bewerten, dass ein Waffenstillstand erzielt wurde, damit Hilfslieferungen in die Stadt gelangen können.

In einer vom Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichten Mitteilung gilt seit 8.00 Uhr (MEZ) in den ukrainischen Städten Mariupol und Wolnowacha eine Feuerpause. Es solle Zivilisten so die Möglichkeit geboten werden, die eingekesselten Ortschaften zu verlassen. Zuvor hatte der Bürgermeister der Hafenstadt Mariupol seine Hoffnung ausgedrückt, dass ein humanitärer Korridor für die Bewohner der Stadt eingerichtet werden könnte. Wadym Boitschenko hatte in der Nacht in sozialen Medien erklärt, ein Waffenstillstand sei dafür aber Voraussetzung.

Der Durchgang solle vor allem genutzt werden, um dringend benötigte Medikamente und Nahrungsmittel in die Stadt zu bringen. Auch an der Infrastruktur sollen Instandsetzungen erfolgen. Seit neun Tage dauern inzwischen die Kämpfe in der Region, doch stünden nach Aussage des Bürgermeisters die Sicherheitskräfte als „verlässliches Schild“ am Stadtrand und hätten die Invasoren bislang nicht in die 450.000 Einwohner-Region gelassen.

Wörtlich schrieb Boitschenko: „Seit fünf Tagen wird unsere Heimatstadt, unsere Familie mit einer halben Million Menschen, unerbittlich angegriffen. Unsere Priorität ist die Herstellung eines Waffenstillstands, damit wir die lebenswichtige Infrastruktur wiederherstellen und einen humanitären Korridor einrichten können, um Lebensmittel und Medikamente in die Stadt zu bringen.”

In einem Interview mit der britischen BBC sprach Sergej Orlow, Stellvertreter von Boitschenko von einer humanitären Katastrophe. Den Bewohnern stehe praktisch weder Wasser noch Gas oder Strom zur Verfügung. Weit über 40 Stunden war die Stadt zuvor beinahe ununterbrochen von den russischen Streitkräften beschossenen worden. Dabei sollen entgegen anderslautender Berichte aus Moskau auch Schulen und Kindergärten Ziel der Angriffe gewesen sein. Er zeigte sich überzeugt, dass es Wladimir Putin um die komplette Zerstörung der Ukraine als Nation gehe.

Einen ersten Durchbruch hatte es am Donnerstag gegeben. Bei den Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien in Belarus hatten sich die Unterhändler beider Seiten auf die Schaffung von humanitären Korridoren geeinigt. Wie diese aber genau funktionieren sollen, ist bisher noch unklar.

Geografisch gesehen liegt die Hafenstadt Mariupol unmittelbar an der früheren Frontlinie in der Ostukraine, bei der auf der einen Seite die pro-russischen Separatisten standen, auf der anderen Seite die ukrainischen Streitkräfte. Fällt die Stadt, dann stünde einem Zusammenschluss der russischen Truppen mit den Einheiten von der Krim und dem Donbass nichts mehr im Wege.

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  • Das glaube ich weniger, die Spendensammler und Kanonenfuttersucher sind schon lange unterwegs.

    • Nun, viele fanden D furchtbares Land, Impflicht, etc. Wo sind die alle jetzt. Kampstiefel an, gibt ja kein Corona, 2000km von hier ist Krieg, gestaltet eure Zukunft.

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Alexander Grünstedt