Verdacht auf Vergiftung von Kindern

Vergiftete Getränkeflaschen tauchten plötzlich in Münchner Supermärkten auf, mehrere Menschen tranken daraus. Eine psychisch kranke Frau steht unter Verdacht. Inzwischen geht die Polizei davon aus, dass schon vor zwei Jahren Taten von der Frau verübt wurden.

Bundesweit sorgte dieser Fall für Aufsehen. Im März und April tauchten in zwei Münchner Supermärkten vergiftete Getränke auf, aus denen drei Kunden auch tranken. Nach Einschätzung der Ermittler wäre die Dosis tödlich gewesen. Eine psychisch kranke Frau wird seither verdächtigt, vermutlich ist sie sogar für eine weitere schreckliche Tat verantwortlich.

Die Polizei hatte weitere Ermittlungen angestellt und war dabei auf einen Fall aus dem November 2018 gestoßen. Nach dem Verzehr von Getränken waren damals zwei sieben und zehn Jahre alte Kinder bei einer Kulturveranstaltung ohnmächtig geworden, so der Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wimmer. Damals mussten die Kinder über Nacht in einem Krankenhaus bleiben, haben aber keine bleibenden Schäden davon getragen. Für ähnliche Vorfälle werden nun noch weitere Zeugen gesucht.

Bereits damals hatten Zeugen von einer älteren Frau berichtet, die den Beschreibungen nach auffällig war. Bislang galt der Fall aber als ungeklärt, da es keine weiteren Erkenntnisse gab. Auf einem neueren Foto ist die 56-Jährige nun von einem Zeugen erkannt worden. In der Wohnung der Frau war zudem eine Postkarte mit Notizen zu Veranstaltungen im Münchner Gasteig gefunden worden. Darauf war auch der Name der Veranstaltung sowie der Hinweis zu einem Notarzteinsatz vermerkt, was auf Täterwissen hinweist.

“Horrorvorstellung aller Eltern”

Es sei für die Eltern eine absolute Horrorvorstellung, ihre Kinder auf eine Kulturveranstaltung gehen zu lassen, auf der sie dann ohnmächtig zusammenbrächen, so die Oberstaatsanwältin Anne Leiding.
Inzwischen werden von der Polizei weitere mögliche Fälle untersucht, an der die Frau beteiligt gewesen sein könnte. Unterwegs war die Tatverdächtige sowohl in München als auch überregional. Unklar bleibt das Tatmotiv der Frau, denn sie hat sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen und den Hintergründen der Tat geäußert.

Zuvor waren in zwei Münchner Supermärkten im März und April vier Flaschen gefunden worden, die mit Lösungsmittel versetzt waren. Drei Kunden hatten von diesen Flaschen getrunken und klagten im Anschluss über Schwindel, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden. Laut Polizei wurden zwei Frauen sofort medizinisch behandelt, einem weiteren Mann wurde nach dem Verzehr schlecht. Anfang Juni war die 56-Jährige dann verhaftet worden und kam auf Anweisung eines Gutachters in eine Psychiatrie.

Wegen mehrfach versuchten Mordes in Tateinheit mit gemeingefährlicher Vergiftung ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Noch hätten die Ermittler nach Angaben der Oberstaatsanwältin viel Arbeit vor sich, denn der Nachweis eines Mordversuchs ist schwer zu beweisen.

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Martin Beier