Wasserknappheit: Erste Haushalte zeitweise trocken

Erschreckende Wasserbilanz nach wenigen Sommertagen: Einige Haushalte in Norddeutschland stundenweise ohne Leitungswasser – Hunderttausende Menschen werden gebeten, Wasser zu sparen.

Neun Hitzetage zählt der junge Sommer in Deutschland. Doch einige Städte und Gemeinden fürchten jetzt schon um das Trinkwasser. Rund 120.000 Menschen in den Städten Löhne, Bad Oeynhausen sowie in den Gemeinden Hüllhorst und Hille in Ostwestfalen wurden vergangenen Donnerstag offiziell dazu aufgerufen, keine Pools mehr zu befüllen und das Sprengen von Rasenflächen zu unterlassen. Im rund 30 km entfernten Rahden bat die Stadtverwaltung darum, auf Autowäschen sowie auf die Wässerung von Pools und Gärten zu verzichten.

In Niedersachsen war der Ton schon etwas schärfer. In der Region Hannover wurden genannte Tätigkeiten gleich per Verordnung verboten. Sogar landwirtschaftliche Flächen durften nicht mehr mit Trinkwasser versorgt werden. Noch einen Schritt weiter reicht die Problematik in Lohne im Landkreis Vechta. Dort mussten einige Straßenzüge in den Abendstunden auf Leitungswasser verzichten, weil die Wassermenge im Netz nicht ausreichte. Auch in Emstek bei Cloppenburg kam es zeitweise zu Wasserengpässen. Das Problem sei technisch zu beheben, eine neue Leitung sei im Bau, versicherte ein Sprecher des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes – im September sollen die helfenden Baumaßnahmen fertig sein.

Landesumweltminister Olaf Lies beschwichtigte letzte Woche: Die Trinkwasserversorgung sei sichergestellt. Dennoch müsse man Wasser sparen, „der Handlungsdruck wird nicht zuletzt durch das letzte Dürrejahr und die Trockenheit in diesem Jahr deutlich.“, so Lies.

In Dortmund ging zwar nicht den Menschen das Wasser aus, jedoch fürchtete die Stadt um die Straßenbegrünung. Darum wurden die Bürger gebeten, Jungbäume vor der eigenen Haustüre mit Wassereimern zu gießen, um diese vor dem Austrocknen zu bewahren.

Obwohl die nächsten Tage etwas Abkühlung bringen, ist in Mittel- und Norddeutschland kein ernstzunehmender Regen in Sicht. Vereinzelte Gewitter mit Schauern bilden sprichwörtlich den „Tropfen auf den heißen Stein“ ab, erklären Meteorologen wie Franziska Polak von wetter.net. Ihren Berechnungen zufolge dürfte sich die Lage weiter verschärfen, weil im ersten Juli-Wochenende erneut ein Hoch die Wetterlage beherrschen werde. Allerdings so die Meteorologin, dürfe „noch lange nicht“ von einer „dramatisierten Austrocknung“ gesprochen werden. Es gebe jedoch Regionen, „die stärker und schneller von einer Dürrephase betroffen“ und anfällig für Waldbrände seien und wo Pflanzen aufgrund der Bodenbeschaffenheit den Kontakt zum Wasser verlören.

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Trockenheit den größten Waldbrand der Landesgeschichte ausgelöst. Im Boden vergrabene Munition verschärft das Problem. Seit Sonntag steht die Region unter Katastrophenalarm.

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Sara Breitner