Der Streit zwischen Briten und Russen über den Giftanschlag auf Skripal und seine Tochter spitzt sich immer mehr zu. Nun hat sich der Exekutivrat der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit einem Vorwurf an den Kreml gemeldet: Russland betreibe gewollte Desinformation. In einem Twitterbeitrag bemerkte die britische Delegation bei der OPCW, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver seitens der Russen handele. Indem der Kreml falsche Informationen verbreite, lenke er von den dringlichsten Fragen ab.
In einer weiteren Twitternachricht erklärte sich die russische Botschaft „bereit dazu mit und innerhalb der OPCW zu kooperieren.“ Prompt reagierte der Chemiewaffenexperte John Foggo mit einer drastischen Aussage: „Russlands Vorschlag gemeinsam Ermittlungen im Falle des Giftanschlags von Salisbury zu unternehmen ist pervers”. Ein ehemaliger Kommandeur der britischen Armee, Hamish de Bretton-Gordon, erklärte vor dem britischen Radiosender BBC: „Nach allem, was ich gesehen habe, bin ich mir zu 100 Prozent sicher, dass Russland schuldig ist.“ Aber: „Die Russen sind mit ihrer ausgezeichneten Kommunikations- und Desinformationskampagne im Vorteil, und wir (Großbritannien) müssen aufholen.“
Verständlich sei allerdings die Vorgehensweise der Sicherheitsbehörden. Zu viele Informationen herauszurücken könnte dazu führen, dass die Quellen unter Umständen bekannt werden. Jedoch, „allein schon durch frei zugängliche Information, ist es klar“, so der Ex-Kommandeur, „dass Russland für den Anschlag verantwortlich ist“.
Der russische Präsident Wladimir Putin forderte, während eines Besuches in Ankara, dass sich in diesem Schlagabtausch der „gesunde Menschenverstand“ durchsetzen müsse. Die internationalen Beziehungen, so Putin, sollten nicht länger beschädigt werden.
Nachdem ein britisches Labor die Herkunft des Nervengifts nicht eindeutig Russlands zuordnen konnte, verlangte Putins Sprecher, Dmitri Peskow, eine Entschuldigung seitens der englischen Regierung. Peskow sagte, dass der „Schwachsinn“ in der Affäre „zu weit gegangen“ sei.
Der Streit geht weiter- der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, nannte die Vergiftung Skripals eine „groteske Provokation“ des englischen und US-amerikanischen Geheimdienstes. Naryschkin warnte vor einer neuen Kuba-Raketenkrise wie 1962. Hier stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Der Giftanschlag ist bisher der Auslöser für die schwerste diplomatische Krise zwischen Kreml und London sowie vielen weiteren westlichen Hauptstädten seit dem Ende des Kalten Krieges. Als Konsequenz wiesen zahlreichen westliche Staaten russische Diplomaten aus und Russland wiederum reagierte gleichfalls mit Ausweisungen.
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